Modellgeschichte:
1980 führte Ferrari mit dem Mondial 8 die mit dem 308GT4 begonnene Linie der kleinen 2+2
Coupes fort. Mondial sollte frei übersetzt Reminiszenzen an die gerade erst wieder gewonnene
Weltmeisterschaft wecken, wenngleich diese Modellbezeichnung bereits in den 50gern für einen
ganz anderen Fahrzeugtypus verwendet worden war. Durch die immer schärfer werdenden
Abgasbestimmungen neigte sich die Zeit der vergaserbestückten Antriebe ihrem Ende zu und so
wurde der Motor, der in seinen Grundzügen auf dem Aggregat mit dem John Surtess bereits 1964
Weltmeister geworden war basierte, durch eine Bosch K-Jetronic mit Sprit versorgt. Das
Ergebnis war mit 215 PS ungewohnt dürftig (nur unterboten durch die kleinvolumigen
Ausführungen 208 für den heimischen Markt) und so konnte ein engagiert gefahrener BMW
528i kaum abgeschüttelt werden. Besserung nahte 1982 mit der Vierventiltechnik und so auf 240
PS erstarkt war das Duell mit dem Porsche Carrera wieder ergebnisoffen. Mit dem Mondial
Cabrio konnten nun auch für 4 Personen offen Ferrari fahren. Die Verdeckkonstruktion versucht
das Design des Coupes mit der verlängerten C-Säule aufzunehmen und wird wie damals üblich
komplett manuell bedient. Weitere Entwicklungsstufen sind 1985 die Hubraumerweiterungen auf
zuerst 3.2 Liter (270 PS) und schließlich 1989 auf 3.4 Liter (300 PS, zudem ist der Motor jetzt
längs eingebaut). Somit sind jeweils die zeitgleichen Motorisierungen der Schwesterbaureihe 3x8
erhältlich gewesen.
Durch die lange Bauzeit und insgesamt verkauften Stücke wurde der Mondial immer ausgereifter,
trotzdem wurde und wird er immer niedriger gehandelt als die zeitlich gebauten Geschwister. Er
ist darin mittlerweile so prominenten Beispielen wie dem 365 GTC4 nicht unähnlich, die dem
Ikonenstatus des Daytona trotz technisch ähnlicher Basis wenig Nimbus entgegensetzen konnten
und somit zum Geheimtipp für günstiges und genussreiches Fahrvergnügen avancierten.
Designkritik:
Bei seiner Vorstellung war das Echo auf das nun wieder von Pininfarina gezeichnete Blechkleid
sehr kritisch. Nun hatte man dem Hauszeichner auch eine schwer zu lösende Aufgabe gestellt; an
die Fahrgastzelle für 4 Personen sollten das Abteil für den Motor und ein Kofferraum angehängt
werden. Wer das mal selber zu Papier bringen versucht wird schnell merken welch eigenartige
Proportionen sich ergeben. Zwei Kniffe mildern die Sehnervenirritation, zum einen wanderte das
Cockpit so weit nach vorne, dass die Füße der Frontpassagiere seitlich neben den Radkästen noch
vor der Vorderachse ihren Platz finden, zum anderen ist die C-Säule mit funktionslosen
Seitenwänden optisch sehr weit in den Heckbereich gezogen, so dass sich eine einigermaßen
gewohnte Seitenlinie und ein knackiger Heckabschluß einstellen. Eine zeittypische Kritik lautete,
dass dieser Ferrari nun mal eindeutig zu lang für seine Breite sei. Anfänglich fielen noch die in
schwarzem Kunststoff gehaltenen seitlichen Lufteinlaßgitter, die die des Testarossa
vorwegnahmen, und die, wenngleich sehr praktischen, in ebensolchem eingepackten Stoßfänger
optisch negativ auf. Bei dunklen Lackierungen fällt dieser Effekt zum Glück kaum ins Gewicht.
Mich persönlich stört auch die sanft an- und absteigende Linie über den Radhäusern. Während
Front-, Dach- und Heckbereich einer klaren und kantigen Linie folgen wird hier das Prinzip der
Keilform wieder konterkariert. Aber nun zum Innenraum, der im feinsten Leder ausgeschlagen ist
und Erinnerungen an die damals gerade aufkommenden Designermöbel aufkommen lässt. Zuerst
fällt der großzügige Raumeindruck auf, ist der lichte Pavillon doch sehr großflächig verglast und
nur von filigranen Blechstreben unterbrochen. Das Cockpit präsentiert sich im kantigen Design,
damals wie die in der Mittelkonsole befindliche Check-Control Einheit der „dernier crie“. Als
Sonderausstattungen waren ein Schiebedach und das Ausschlagen des Fahrzeughimmels mit
Leder verfügbar, mit einer Serienaussstattung die Klima, elektrische Fensterheber, elektrische
Öffnung der verschiedensten Fahrzeugklappen bis zum Handschuhfach und elektrische
verstellbare Spiegel umfasste stellte sich der Mondial als sehr komplett dar.
Fahrimpressionen:
Mit wenigen Umdrehungen des Anlassers startet der Italo-V8 und fällt in ein heiseres Röcheln.
Nun sollte man Geduld walten lassen, denn die 22 Liter Kühlwasser benötigen ebenso wie die
etwa 10 Liter Motoröl einige Zeit um Betriebstemperatur zu erreichen. Eine einfache Faustregel
spricht hier von 30 x 3000, was bedeuten soll die ersten 30 Kilometer Strecke die Kurbelwelle
mit maximal 50 Hertz rotieren zu lassen. Laut Stoppuhr sind jedoch etwa 5 Minuten fürs Wasser
und weitere 3 Minuten fürs Aufwärmen des Motoröls bereits ausreichend und das eigentliche
Konzert kann beginnen. Ab den besagten 3000U/min beginnt das typische Röhren, bei 4000
findet sich eine Resonsanzüberhöhung durch die eher als Klangtöpfe zu bezeichnenden
Abgasleitungen und es folgt ein Jubilieren bevor schon schnell der nächste Gang durch die nach
alter Sitte offene Schaltkulisse gefädelt sein will. Das Getriebe schaltet leider etwas widerwillig,
was sich zwar nach stundenlangem Betrieb deutlich bessert aber nicht mit modernem
Bedienkomfort verglichen werden sollte. Die Straßenlage ist superb, mit zunehmendem Tempo
wirkt der Mondial immer ruhiger. Nicht irritieren lassen sollte man sich von der direkten
Lenkung ohne Servounterstützung. Was man anfänglich für nervöses Nachlaufen nach kleinsten
Fahrbahnunebenheiten hält ist in Wirklichkeit nur eine sehr präzise Rückmeldung die man so
nicht gewohnt ist. Ein Gegenlenken ist nicht notwendig und bald stellt sich Vertrauen in die
Möglichkeiten des Fahrwerks ein. Ich musste bisher nicht Bekanntschaft mit den Abläufen, die
sich mit dem Ausbrechen eines mittelmotorgetriebenen Fahrzeugs ergeben, machen. Hierzu
möge jemand anderes die entsprechenden Beschreibungen beisteuern. Mit etwa 13 Liter/100 km
fällt der über 5000 km gemittelte Verbrauch angesichts der gebotenen Leistungen erfreulich fair
aus.
Wartung und Teile:
Manche Teile des Mondial fanden auch bei so unerwarteten Spendern wie dem Renault R16 oder
an Alfa-Modellen Verwendung. Wer fleißig ist und Teilekataloge durcharbeitet, mitunter auch in
der Lage ist Wellen zu kürzen und sachgerecht umzubauen kann hier einiges gegenüber den
offiziellen Preisen sparen.
Am meisten ins Gewicht fällt die laut Betriebsanleitung alle 20.000 km fällige Erneuerung des
Zahnriemens und der Spannrollen. Ob alternativ alle 3 Jahre gewechselt oder man annehmen
sollte, dass heutige Gummimischungen ähnlich wie den bei Toyota verwendeten eigentlich auch
für 100.000 km gut sein sollten, eins ist sicher, ein Motorschaden kommt einem wirtschaftlichen
Totalschaden gleich. Die prohibitive Preispolitik des einzigen Anbieters der serienmäßigen TRX
Bereifung führt bei Unterschreiten der zulässigen Profiltiefe häufig zum Wechsel auf die
problemlos nutzbare Reifen- und Felgenkombination des 348.
Alltagstauglichkeit:
Grundsätzlich gegeben, kleine Malaisen wie die immer langsamer werdenden
Fensterhebermechanismen lassen sich durch einfache Überarbeitung verbessern. Der Kofferraum
ist zwar klein, jedoch durch seine fast quaderförmige Form gut nutzbar. Die Lenkunterstützung
wünscht man sich eigentlich nur bei komplizierten Parkmanövern, ansonsten lässt sich durchaus
die große Reise ebenso wie der samstägliche Einkauf für die Kleinfamilie erledigen.
Erfahrungsbericht
Eigenwillige Proportionen: Die vordere Bestuhlung ist weit nach vorne gerückt, die C-Säule
streckt sich bis zum Heckdeckel.
Die Mode der 80ger: kantiges Design und Check-Control Einheit neben der offenen
Schaltkulisse.
Knackige Verpackung: die geradezu klassische Heckansicht.
Mondial Quattrovalvole
Baujahr: 1983
2906ccm/240PS/240Vmax.
Achtzylinder in V-Anordnung,
32 Ventile
Km bei Kauf: 78871
Mondial
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